Ausstellung bis 1. August 2015
Sperling zeigt momentan die Ausstellung „“Erdbewegungen Hilger“ der Künstlerin Veronika Hilger (*1981). Veronika Hilger hat an der Akademie der bildenden Künste bei Axel Kasseböhmer und später als Meisterschülerin bei Jean-Marc Bustamante studiert. Nach ihrem Abschluss 2014 erhielt sie den Preis der Erwin und Gisela von Steiner Stiftung, sowie das Atelierstipendium der Stadt München. Zuletzt waren ihre Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „die ersten Jahre der Professionalität“ in der Galerie der Künstler in München zu sehen.
Die Ausstellung ist sicherlich eine von denen, die man vor der Sommerpause noch besuchen sollte!
Veronika Hilger setzt sich in ihrer Malerei, die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion oszilliert, mit den klassischen Themen Landschaftsmalerei und Stillleben auseinander. Diese beiden Begriffe trennt die Künstlerin dabei nicht klar voneinander und macht auch dem Betrachter die Entscheidung nicht immer leicht, ob er vor einem landschaftlichen Stillleben oder einer Landschaft mit Stilllebencharakter steht.
Diese Entscheidung spielt für Veronika Hilger letztendlich auch gar keine Rolle. Ihr geht, es vielmehr um die Suche nach Antworten auf Malerei-spezifische Grundfragen zur Bedeutung von Malerei und ihrer formalen, technischen und konzeptuellen Umsetzung. Was kann Malerei? Was muss sie können, um relevant zu sein bzw. zu bleiben? Dabei lotet Veronika Hilger Abstraktions- und Formfindungsmöglichkeiten aus – platziert, bewegt, schichtet und verändert die Bildelemente in einem zeitintensiven Malprozess so lange, bis sich das Ergebnis natürlich anfühlt. Die Natur dient also der Untersuchung von Prozessen und Möglichkeiten der Malerei. Nicht andersherum.
Das beschriebene Arrangieren an der Schnittstelle zum Stillleben verleiht den Arbeiten trotz der teils starken Farbigkeit eine geordnete Ruhe, die aber nichts mit der beruhigenden Wirkung klassischer Pleinairmalerei gemein hat, in der Natur abgebildet wird, also etwas das nicht vom Menschen geschaffen wurde und somit frei von Strategien entstanden ist. Es entsteht eher den Eindruck, dass die einzelnen Bildelemente extra für diesen einen Moment zusammen gekommen sind, damit Veronika Hilger ihn festhalten kann.
Gleichzeitig ist es quasi unmöglich im Kunstkontext Landschaft nur als Landschaft zu betrachten und dabei die Kunstgeschichte auszublenden. Mit dieser Tatsache spielt Veronika Hilger indem sie kunsthistorische Referenzen bewusst einsetzt und verschiedene Malstile und Epochen interpretiert, zitiert und neu kombiniert. Durch diesen Schaffensprozess löst die Künstlerin die einzelnen Bildelemente und Gesten aus ihrem jeweiligen kunsthistorischen Kontext heraus und macht sie als Teil neuer Bildanordnungen bzw. Lösungsvorschläge zu ihren eigenen.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich die Künstlerin auch skulptural mit den Themen Form, Materialität, Perspektive, Farbigkeit, Struktur und Farbauftrag. Die Keramikskulpturen sind eng mit der Malerei verbunden und greifen ihre Arbeitsstrategien auf. Wie die Gemälde haben sie meist eine eindeutige Schauseite und erscheinen ähnlich surreal. Die Sensibilität und Sorgfalt im Umgang mit Farbe, Duktus und Oberfläche überträgt Veronika Hilger in das dreidimensionale Medium und schafft so eigenständige Formgebilde, die im Kontext der Bilder oft als Zitate aus diesen erscheinen, weil sie aus dem selben Formenrepertoire stammen.
Neben der Beschäftigung mit Malerei und ihrer kunsthistorischen Verortung schafft Veronika Hilger sowohl in ihren Leinwänden als auch den Keramikarbeiten außerdem einen assoziativen und emotionalen Raum, der auf kitschfreie Art Gedanken zum menschlichen Umgang mit der Welt und ihren Ressourcen.
Pressetext Sperling
Ausstellung bis 01. August 2015
Öffnungszeiten: Mittwoch/Freitag 12 – 18 Uhr | Donnerstag 12 – 19 Uhr | Samstag 12 – 16 Uhr