Karin Sander | Barbara Gross Galerie


Ausstellung bis 20. Juni 2015

Karin Sanders (*1957) kitchen pieces, die im Zentrum ihrer dritten Einzelausstellung in der Barbara Gross Galerie stehen, sind Glanzbeispiele für die hinreißende Einfachheit ihrer Kunstgriffe: Hier werden reales Obst und reales Gemüse dadurch in das Defnitionsfeld der Kunst transportiert, dass die Künstlerin sie auf Nägeln an der Wand befestigt. Es ist frappierend, wie sich daraufhin Äpfel oder Kartoffeln in unserer Wahrnehmung unversehens in abstrakte Objekte – oder gar in ”realistische“ Skulpturen zu verwandeln scheinen. Geradezu greifbar wird die Verwirrung, die gerade im Kunstkontext dann eintritt, wenn anstelle einer gekonnt illusionistischen Repräsentation „die Sache selbst“ in den Mittelpunkt tritt – aber auch die unheimliche Wirkungsmacht kultureller Konventionen wie der des Aufhängens von Objekten an Wänden, die Rahmenbedingungen unseres Wirklichkeitsverständnisses bilden.

Neben den kitchen pieces gibt es noch die Reisebilder eine in der Barbara Gross Galerie erstmals präsentierte neue Serie von Arbeiten von Karin Sander.

Einen wichtigen Teil der Faszination von Karin Sanders Arbeiten bilden ihre Entdeckungen im Umgang mit alltäglichen Gegenständen. Immer wieder gelingt es ihr durch oft nur minimal verschobene Blickwinkel auf die Dinge, diese so überraschend anders zu interpretieren, dass wir uns der Tiefe unserer üblichen Handlungsgewohnheiten ganz neu bewusst werden. So ist es alles andere als zufällig, dass ihr bei der Mitgestaltung des Experimentierfelds ihres Studios der Einbau einer Küche ein zentrales Anliegen war.

Die Reisebilder bieten eine vergleichbare „vue trouvée“, einen zufällig gefundenen Blickwinkel. In diesem Fall ist es der Blick der reisenden Künstlerin auf die vorbeifahrende Landschaft – durch ein Punktraster. Auf einer ihrer Reisen sah sie sich plötzlich durch eine auf die vormals Aussicht bietenden Fenster eines Eisenbahnwaggons geklebte, gigantische, halbdurchsichtig gerasterte Werbefolie irritiert.

Der Moment der Empörung über diese Zumutung kippte um in Neugier – und führte zu der aufregenden Entdeckung einer neuen, technisch beeinflussten Art, die Außenwelt zu verstehen. Die Welt, die hier in farbige Einzelpunkte zerfällt, ist gewissermaßen das Gegenteil, aber auch die logische Konsequenz des malerischen Pointilismus, der an der Schwelle zur Moderne die Welt der künstlerischen Abstraktion auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen half. Hier nun begegnen wir mit Karin Sander einer Wahrnehmung, die bis ins letzte von der zeitgenössischen Logik der Aufmerksamkeitsökonomie geformt ist. (Pressetext Barbara Gross Galerie)

Am 18. Mai 2015 eröffnet die Städtische Galerie im Lenbachhaus München ihre Neupräsentation der Sammlung Kunst nach 1945. Dafür wurde ein Raum eigens für Karin Sanders Mailed Paintings und Gebrauchsbilder eingerichtet. Eine weitere Einzelausstellung von Karin Sander wird am 23. Mai 2015 im Tongewölbe T25 in Ingolstadt eröffnet.

Ausstellung bis 20.Juni 2015
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11 – 18:30 Uhr | Samstag 11 – 16 UhrBarbara Gross Galerie
Theresienstraße 56, Hof 1, 80333 München

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