Ausstellung bis 05. Juni 2015
Schon beim Betreten der Galerie begegnet der Besucher der Arbeit „Skulptürchen“, die den Innenraum der Galerie ganz unmittelbar mit dem Außenraum verbindet. Die Eingangstür wird von einer unsinnigen Menge unterschiedlichster Türstopper offen gehalten, die der Künstler Thomas Geiger (*1983) an verschiedensten Orten in Brüssel entwendet hat. Was dort die Türen zufallen ließ, hält die Galerietür von Sperling geöffnet und baut so bestehende Schwellenängste ab. Die Galerie, eigentlich ein Raum, in den meist nur ein sehr spezifisches Publikum eintritt, öffnet sich hier den Passanten.
Thomas Geiger untersucht in seinen Arbeiten soziale Strukturen, indem er das künstlerische Potenzial von Gegenständen und Handlungen aufdeckt, die im Alltag meist nur beiläufig wahrgenommen werden. Durch Eingriffe und Aktionen verschiebt Geiger die Perspektive auf diese und macht sie so zu seinem künstlerischen Ausdrucksmittel.
Unbedingt die Ausstellung besuchen, um alle „Bilder aus der Denkmaschine“ zu sehen!
„Bilder aus der Denkmaschine“ zeigt Fotografien, die aus der täglichen Praxis des Künstlers mit der Denkmaschine entstanden sind. Bei der Denkmaschine, die ebenfalls Teil der Ausstellung ist, handelt es sich um eine Konstruktion aus drei drehbaren Scheiben, auf denen jeweils 50 Adjektive und Substantive stehen. Seit 2008 dreht Thomas Geiger die Denkmaschine jeden Morgen. Die resultierende Wortkombination dient als Grundlage und Filter seiner Wahrnehmung an dem jeweiligen Tag und resultiert in einem Bild, das in Form von einem Foto, Video oder auch einem kurzem Text festgehalten wird. Das über die Jahre entstandene Archiv gleicht einem Tagebuch, das nicht nur die tägliche Umwelt sondern auch die Entwicklung einer persönlichen Wahrnehmung über Jahre hinweg dokumentiert. Die Bilder aus der Denkmaschine sind in dieser Form erstmals zu sehen.
Die Arbeit „Brüsseler Steine“ basiert auf einer Performance, die Thomas Geiger ebenfalls in Brüssel ausgeführt hat. Angeregt von der Vielzahl, der in der Stadt und insbesondere im Europaviertel herumliegenden Pflastersteine, hat er begonnen diese aufzuheben und mit ihnen in der Hand umherzugehen. Ein Stein in der Hand führt zu zahlreichen verunsicherten Blicken unter den Passanten, denkt man doch sofort an gewaltsame Auseinandersetzungen und Demonstrationen. Allerdings geht es dem Künstler nicht nur um diese Irritation sondern auch um die persönliche Erfahrung während der Aktion: Wie verändert sich der eigene Gang beim Tragen eines Steines in der Hand, ist man selbst in der Lage einen Stein zu werfen, unter welchen Bedingungen? Ein Haufen mit Brüsseler Steinen lädt die Ausstellungsbesucher ein, genau diese Erfahrungen für sich selbst zu wiederholen und einen Stein mitzunehmen und mit ihm in der Hand durch München zu gehen.
Thomas Geiger ist 1983 in Schopfheim geboren und hat an der Kunstakademie in Karlsruhe und der Kunstiakadeemia in Tallinn studiert. In Karlsruhe war er Meisterschüler von Prof. Meuser und hat den Preis der Kunstakademie Karlsruhe gewonnen. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Unter anderem in der Kunsthalle Basel, der Bundeskunsthalle in Bonn, dem Kunstverein Kassel, in der FRAC Marseille und der Emily Harvey Foundation in New York. Thomas Geiger, der in Brüssel und Wien lebt betreibt seit 2010 den Mark Pezinger Verlag. Zuletzt hat er das Atelierstipendium des Landes Baden-Würtemberg erhalten, das ihm einen sechsmonatigen Arbeitsaufenthalt in Paris ermöglicht. (Pressetext Sperling)
Thomas Geiger – Skulptürchen
Ausstellung bis 05. Juni 2015
Öffnungszeiten: Mittwoch/Freitag 12 – 18 Uhr | Donnerstag 12 – 19 Uhr | Samstag 12 – 16 Uhr