Galerie Francoise Heitsch zeigt in der Ausstellung „Suspended“ von Christina Calbari (* 1975) Zeichnungen, die um das Thema unserer dunklen und nicht verarbeiteten Kindheit kreisen. Die Bilder behandeln existentielle Themen, in denen Calbari mit einer scheinbaren Naivität versucht, das Trauma, die Angst, den Druck und den Zwang aufzulösen.
Die enigmatischen Bilder Calbaris vermitteln uns eine vertraute Vergangenheit, die aber gleichzeitig seltsam anmutet. Hier wird der Betrachter mit dem privaten Geflecht seiner Erinnerungen konfrontiert. Die zärtlichen und oberflächlich lustigen Darstellungen verstecken die verzweifelte Spannung der Gefühle der Kinderpsyche. Wir werden bei den Arbeiten von Calbari mit einem Geschöpf konfrontiert, das aussieht wie ein Kind, aber in Wirklichkeit ist es ein uns fremd gewordener Teil unseres eigenen Ichs, das wir unterdrückt haben. Ein einsames Ich, zerdrückt vom Gewicht der kindlichen Apathie, die es immer noch mit sich trägt. Calbaris Bilder stellen immer diese doppelt Erfahrung der Wirklichkeit dar: hinter der Freude wartet die Angst, die scheinbare Freiheit wird durch Regeln vereitelt, in den Windungen der Unschuld wartet die Gefahr. Und die Anpassung an die Gesellschaft scheint unvermeidbar.
Im oberen Stockwerk der Galerie entfaltet sich ein buntes Weltgeschehen, das Aquarellzeichnungen von Mädchen auf Papier zeigt. Diese kleinen Wesen verhalten sich seltsam, als würden sie unerwarteten, psychisch belastenden Situationen ausgesetzt sein: Sie schweben, treten in Gruppen auf, geraten in Fallen und oft zerstören sie sich selbst.
Diese bunten Arbeiten sehen beim ersten Blick sehr leicht aus, aber betrachtet man sie genauer, entpuppt sich ein existentieller Trugschluss. Diese kleinen Mädchen sind der Spielball einer andauernden Spannung. Sie sind gekennzeichnet durch ihre Ängste und die ausweglose Situation ihrer Existenz. Sie verstecken mit ihren Zöpfen ihre Gesichter, da sie Scham empfinden, weil sie im Kollektiv Zeugen ihrer verletzten und missbrauchten Kindheit geworden sind.
Im unteren Geschoss der Galerie werden ältere Arbeiten (Still life 2006) und übermalte Fotografien (Unfolding absence 2010) gezeigt. Beide Serien basieren auf einem früheren Werbeprospekt eines Mädcheninternats des letzten Jahrhunderts.
Die Serie „Still life“ zeigt Kohlezeichnungen auf Papier. Gesichtslose Mädchen agieren innerhalb einer Gruppendynamik in der Natur. Sie befinden sich an einem farblosen, nebligen Ort, ein Ort an dem die Zeit stehen geblieben ist. In dieser Serie ist die zum Stillstand gekommene Natur gleichzusetzen mit den gespenstischen Kindern, die aus der Dunkelheit entgleiten, gezeichnet von einer existentiellen Angst.
Die Zeichnungen bestehen aus aufeinanderliegenden Lagen. Sie hinterlassen
Spuren der Verwüstung, die das Fließen der Zeit unterstreichen.
In der fotografischen Reihe „Unfolding absence“ werden die Mädchen auch als schmückende Elemente genutzt, ähnlich wie die schönen Rahmen der gezeigten Fotografien. Die Künstlerin hat diese Internatsfotografien mit schwarzer Tinte übermalt. Hierbei handelt es sich um einen Versuch, das hervorzuholen, was hinter der verschönernden Fassade versteckt ist: weinende Gesichter und Körper die leiden. Die Schatten der Kinder entgleiten den Fotografien um diese Räume durch ein Verflechten von Realität und Fantasie erneut zu bewohnen. (Pressetext Galerie Francoise Heitsch)
Christina Calbari
Eröffnung: 07.05.2015, 19 Uhr
Ausstellung bis 26. Juni 2015
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 14 – 19 Uhr | Samstag 12 – 16 Uhr