Im Rahmen von Kino der Kunst eröffnet die Galerie Esther Donatz die Ausstellung „Nadja Verena Marcini | 01111010 01100101 01110010 01101111…“ kuratiert von Jürgen Dehm.
Große Emotionen in einer fernen Zukunft, die dem surrealen Setting eines Science-Fiction-Films aus den 1970er Jahren nachempfunden scheint, oder im physischen Ausnahmezustand der Schwerelosigkeit – die Videos, Performances und Fotos in Nadja Verena Marcins (*1982 in Würzburg, lebt und arbeitet in New York und NRW) erster Einzelausstellung in München haben Modellcharakter. In ZERO GRAVITY schwebt die Künstlerin fernab der Zivilisation durch einen 1979 Rockwell Commander und rezitiert Nietzsche. Drei Herrscherinnen bekriegen sich zwischen Schlossgarten und Plattenbau in TRIPLE F. In ihren Arbeiten geht Marcin sozialer Interaktion nach, verhandelt Machtstrukturen und Geschlechterrollen.
In der Performance ZERO GRAVITY (Video, 2013) sieht sich Nadja Verena Marcin emotional und körperlich mit einer Ausnahmesituation konfrontiert: Während sie in einem Flugzeug älterer Generation, dem rasanten 1979er Rockwell Commander, in einem Sturzflug-Manöver über die Tampa Bay, Florida, fliegt und dabei den Zustand der Schwerelosigkeit erfährt, rezitiert sie aus Nietzsches „Der tolle Mensch“ (Die Fröhliche Wissenschaft, 1882): “Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet!“ Die Künstlerin lädt den Moment des „himmlischen“ Schwebens, der einem utopischen Glücksgefühl der inneren Losgelöstheit gleichkommt, mit einem schweren Monolog auf – nicht aber, um den Atheismus zu proklamieren, sondern vielmehr, um neue Lesearten des Textes anzuregen, die sich an dieser Schnittstelle von Leben und Tod, Körper und Geist, Kunst und Wissenschaft eröffnen.
Inspiriert von Science-Fiction-Filmen wie LOGAN’S RUN (1976) hat Marcin mit ihrem Video TRIPLE F (2013) eine weitere komplexe Metapher unserer Zeit geschaffen. Im Zentrum stehen drei Herrscherinnen, die einen erbitterten Krieg gegeneinander führen. Die Protagonistinnen bevorzugen nicht nur unterschiedliche Lebensweisen – vom Schloss bis zum urbanen Stadtraum; sie unterscheiden sich zudem optisch, indem jede Anführerin, analog zu ihrem Territorium, in einer anderen der Grundfarben Blau, Gelb und Rot repräsentiert wird. Das Streben nach Macht und Unabhängigkeit vereint sie jedoch ebenso wie persönliche Unzulänglichkeiten und Repressionen. Neben allgemeinen Fragen gesellschaftspolitischer und ökonomischer Natur, die unter anderem leistungs- und kapitalorientierte Mechanismen zur Diskussion stellen, ist die Position einflussreicher Frauen ein zusätzlicher Aspekt, der in dem grotesk überzeichneten Szenario thematisiert wird. (Pressetext Galerie Esther Donatz)
Nadja Verena Marcin – „01111010 01100101 01110010 01101111…“
Eröffnung: 23.04.2015, 18 Uhr
Künstlergespräch Marcin-Dehm: Sonntag, 26. April 2015, 15 Uhr
Ausstellungsdauer: 24. April bis 22. Mai 2015
Öffnungszeiten während KINO DER KUNST: 24. April 2015: 13-18 Uhr | 25./26. April 2015: 12-16 Uhr
Ausstellung bis 22. Mai 2015
Öffnungszeiten: Mi. – Fr. 13 – 18 Uhr | Do. 13 – 19 Uhr | Sa. 12 – 16 Uhr
Galerie Esther Donatz
Amalienstraße 45 Mgb, 80799 München