Ayse Erkmen, Tamara Grcic, Janice Kerbel, Karin Sander | Do. 12.05.16, Barbara Gross Galerie, 19.00

auf Kunst

Mit Ayşe Erkmen, Tamara Grcic, Janice Kerbel und Karin Sander führt die Ausstellung in der Barbara Gross Galerie vier Künstlerinnen zusammen, die in ihren Arbeiten mit dem Unkalkulierbaren kalkulieren: Sie setzen Prozesse in Gang, die den Wirkungen von Zeit und Zufall Raum geben, oder greifen in Abläufe ein, die nicht restlos steuerbar sind. Im Freigeben und Offenhalten von Möglichkeiten entfaltet sich eine überraschende Ordnung, die dennoch nicht beliebig ist, sondern zwischen präzise formulierte Fixpunkte gespannt bleibt.

Ausstellung bis 18. Juni 2016
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11 – 18:30 | Samstag 11 – 16 Uhr
Barbara Gross Galerie, Theresienstrasse 56 Hof 1, 80333 München

Karin Sander bestimmt in der Serie der Gebrauchsbilder nur die Spielregeln der Produktion; das Ergebnis überlässt sie den Unwägbarkeiten äußerer Umstände. Sie benutzt weiße, grundierte Standardleinwände, die sie an unterschiedlichen Orten aussetzt und für gewisse Zeit ungeschützt dort belässt. Die Patina, die jedes Bild dabei gewinnt, erzählt seine je eigene Geschichte: Wie in einer Langzeitbelichtung notieren Staub, Schmutz, Kratzer, Verfärbungen und Ablagerungen den Verlauf des Experiments und speichern das Geschehen als visuelles Protokoll.

Die kleinen Skulpturen, die sich bei Ayşe Erkmen zu einer bunten Landschaft fügen, verdanken ihre individuelle Gestalt ebenfalls der Unmittelbarkeit ihrer Herstellung. Die Künstlerin arbeitet das Negativ der Form direkt in eine Sandmasse und gießt die Höhlung mit Bronze aus. Ihre farbigen Oberflächen, die von metallisch schimmernden Faltungen und Graten durchzogen sind, erhalten die Objekte durch die Behandlung mit Säure und das Einbrennen von Pigment. Titelgebend ist der jeweils verwendete Farbton aus dem Pantone-System. Das Ergebnis der Patinierung ist, abhängig von Dauer und Intensität des Brennvorgangs, jedoch nie ganz vorhersehbar: not the colour it is. Nicht endgültig festgelegt – not quite – ist auch die Farbstimmung der Galerie. Die luftig gewölbte Stoffbahn, mit der Ayşe Erkmen das Oberlicht wie mit einem Baldachin überspannt, taucht den Raum in ein leuchtendes Sonnengelb, das im Tagesverlauf unterschiedliche Schattierungen annimmt.

Tamara Grcic nutzt solche instabilen, transitorischen Zustände, um genau den Punkt abzupassen, an dem ein Vorher und ein Nachher zugleich aufblitzen. In den Schwarzweiß-Fotografien der Brandungs-Serie ist das der Moment zwischen dem An- und Abrollen der Wellen, in dem das glänzende Meer sich schäumend um die schroffen Felsen legt. Bei der Herstellung ihrer vielfarbig spiegelnden Köpfe wartet Grcic auf den Augenblick, in dem ein glühender Glasballon unter der Bearbeitung des Bläsers die Form und Größe eines menschlichen Kopfes annimmt. Hier stoppt die Künstlerin den Prozess, um dem Glaskörper mit selbstgefertigten Werkzeugen zwei Augen aufzuprägen. Von weichen, bunten Kleidungsstücken umschlungen, ruhen die zerbrechlichen, kaum angedeuteten Gesichter geschützt wie in einem Nest.

Janice Kerbel entwirft mit ihren Home Climate Gardens utopische Gärten für die Innenräume moderner Metropolen: perfekt ausgeklügelte, von äußeren Umwelteinflüssen abgeschirmte Ökosysteme für Waschsalons, Fitnesscenter oder Drehrestaurants. Doch die Versöhnung zwischen Natursehnsucht und totalem Design gelingt allein auf dem Papier. Denn Kerbels Gärten existieren nur als Zeichnungen von abstrakter Schönheit. Als ideale Modelle halten ihre präzisen geometrischen Formen fest, was tatsächlich in ständiger Veränderung ist: eine Realität, die sich der absoluten Kontrolle entzieht. (Pressetext Barbara Gross Galerie)

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