Jil Dachun | Barbara Gross Galerie

Ausstellung bis 24. Oktober 2015

Ji Dachuns Malerei, zu sehen in der Barbara Gross Galerie, zeichnet sich durch ihren Variationsreichtum aus und hat sich stilistisch in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder tiefgreifend verändert. Dabei ist sein Malereiverständnis stark von der traditionellen chinesischen Literati-Malerei geprägt. Wie in der im 5. Jahrhundert entstandenen chinesischen Landschaftsmalerei, der sogenannten Shan-Shui Malerei, ist das Sujet seiner Bilder zweitrangig. Entscheidend ist nicht was, sondern wie etwas gemalt wird. In erster Linie geht es ihm um den Prozess des Malens an sich, um die Spuren, die der Pinsel auf der Oberfläche hinterlässt, um Komposition und darum, die richtige Form für das zu finden, was ihn bewegt.

Während sich die Shan-Shui Malerei auf wenige Motive (Berge, Wasser, Bambus, Pflaumenblüten, Orchideen) und die Materialien Tusche und Papier beschränkt, um in einer Art Meditation den Geist frei
wandern zu lassen und den inneren Horizont von Betrachter und Künstler zu erweitern, bedient sich
Ji Dachun ohne Scheu aller möglicher Inspirationsquellen. Er bewegt sich mühelos und mit großer
Virtuosität in den unterschiedlichen Stilen, die in seinen Werken zu einer ganz eigenen Bildsprache
zusammen finden.
Schon während seines Studiums beschäftigt er sich intensiv mit der westlichen Moderne und verfolgt genau die Entwicklungen in der zeitgenössischen Malerei Europas und der USA. Bekannt wird Ji Dachun Ende der 1990er Jahre mit absurden, in präzise veristischer Manier gemalten Szenen, die er mittig auf weißem Grund platziert. Das Allegorisch-narrative dieser Arbeiten weicht in den darauffolgenden Jahren zunehmend einem Fokus auf Materialität, Textur und Oberfläche.
In seiner zweiten Ausstellung in der Barbara Gross Galerie wird die Vielfältigkeit seiner Malerei erneut
deutlich. Reduzierte, in pastosem Weiß und Grau gemalte Bilder sind neben detailreichen Landschaften
ausgestellt, in denen sich gestisch-expressive Pinselstriche zu undurchdringlichen, kosmischen Welten
verdichten. Vereinzelt lässt sich noch Gegenständliches ausmachen, anderes löst sich vollends in
abstraktem „All-Over“ auf. Daneben überraschen rätselhafte Bilder, Ausschnitte von Räumen, die von
einer traumartigen Atmosphäre durchdrungen sind.
Die Begeisterung Ji Dachuns für den Abstrakten Expressionismus und die amerikanischen Maler der
1960er Jahre, wie Cy Twombly, Robert Ryman oder Philip Guston, tritt in der Ausstellung ebenso zutage,
wie die Inspiration, die er aus seiner Auseinandersetzung mit der Geschichte der europäischen Malerei,
von Fra Angelico bis Victor Man, bezieht. Und doch bleiben die Werke immer unverkennbar seine eigenen,
zeugen von seinem spezifischen Zugang zur Malerei und einem sehr weitem Horizont.
Pressetext Barbara Gross Galerie

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11 – 18:30 | Samstag 11 – 16 Uhr
Barbara Gross Galerie, Theresienstrasse 56 Hof 1, 80333 München

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