Thomas von Poschinger | Fr. 15.01.16, Galerie Christine Mayer, 19.00

Christine Mayer
Thomas von Poschinger eröffnet mit „Stars“ die erste Ausstellung im Neuen Jahr in der Galerie Christine Mayer.
Wie das Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich eines glänzenden Abends, an dem sich gezeigt, inszeniert, in die Kamera oder einander zugelächelt wird, explodieren die Sterne, fallen herab, verkeilen ihre Spitzen in der Menge, werden aufgefangen von ihren eigenen Farben und den Farben der anderen. Die Komposition entsteht aus Begeisterung und Bewegung: Alles inszeniert und alles gleichzeitig gefühlt, amerikanisch und deutsch, deutsch allerdings wie es sich heute nicht offen inszeniert, nämlich getragen von Sehnsucht, von poetischer Abstraktion, dem Wunsch nach Unberührtem: Nicht umsonst werde ich an den Film „Was nützt Liebe in Gedanken“ erinnert.

Ausstellung bis 20. Februar 2016
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 14 – 18 Uhr / Samstag 11 – 15 Uhr
Galerie Christine Mayer, Liebigstraße 39, 80538 München

Der Ausdruck der existenziellen Frage, die Abstraktion darstellt, ist hier der Stern. Das zum Gegenstand werdende Acryl, übrigens eine Errungenschaft der amerikanischen Kunst der 50er Jahre, ist ein Echo der Sehnsucht nach Echtheit und steht nur in scheinbarem Widerspruch zur Echtheit des Prinzen Harry oder des Schöpfers von „American Psycho“. Ihre Oberfläche ist die einer Magazinseite, den abstrahierenden Blick des blätternden Künstlers repräsentiert das verschleiernde Blitzlicht.

Schon den Umriss eines einfachen Sterns selbst kann man als Inbegriff von Transsubstantiation verstehen. Und das englische Wort „Star“ ist in seinen beiden Bedeutungen, wie der Künstler selbst, sowohl deutsch, als auch amerikanisch: Wie kann ich den Himmel berühren und wie den roten Teppich? Was nützt Liebe in Gedanken?

In Aretha Franklins Auftritt „Tribute to Carole King“ finde ich darauf schließlich eine Antwort: In der Widerspruchslosigkeit zwischen echter Inszenierung und künstlerischer Emotion nützt sie der intellektuellen Buntheit.

Der Künstler muss keine Sterne malen, damit wir Sterne sehen. Ein Schlag ins Gesicht kann in der Malerei ein widerspruchsloses Streicheln sein. Merci.

By Andreas  Chwatal, translated by Jennifer Leetsch

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