Eine seiner neuen Arbeiten zeigt einen Frauenschopf von hinten, die blonden Haare geordnet zu einer klassischen Frisur, die ein ebenso hübsches Gesicht erwarten lassen würde, aber eben das wird uns vorenthalten. “Betti” ist die Süssmayrische Version von Gerhard Richters berühmten fast gleichnamigen Gemälde. Gleich dem Vorbild handelt es sich um ein fotorealistisches Gemälde, das – wie so oft in Süssmayrs Werken – in der Farbpalette jedoch auf Weiß-, Grau-, Braun- und Schwarztöne reduziert bleibt.
In einem Arbeitsgang wird die Farbe direkt auf die richtige Stelle der Leinwand platziert. Die Endfassung des Bildes ist im Kopf fixiert und wird in technischer Präzision frei auf die Leinwand gebannt. Florian Süssmayr beherrscht die “klassische Königsdisziplin” der Kunst. Aber dieses Gemälde besteht noch aus einem zweiten Akt. Süssmayrs “Betti” trägt keine beschauliche Blumenjacke, sondern eine mit Nieten besetzte Lederjacke. Eine Reminiszenz an die Punk-Zeit Florian Süssmayrs, als er noch mit seiner Band “Lorenz Lorenz” unterwegs war, ein Verweis auf das linksautonome Milieu der 1980er Jahre, in dem sich der Künstler bewegte? Süssmayr sucht wohl eher einen bewussten Gegenpol zum bürgerlichen Idyll des Richter Porträts. “Fuck the…” prangt in großen Lettern auf der Lederjacke. Hier wird gleich noch ein Maler zitiert: Daniel Richter, der Punk unter den Malern. Punkmotive und -sprüche sind in der Malerei beider Künstler gegenwärtig, auch biografische Parallelen lassen sich ziehen. Der einst brisante und politisch mittlerweile belanglose Spruch “Fuck the police” entstammt der Nietenjacke von Daniel Richters Gemälde “Lonely Old Slogan”. Beide Künstler verbindet eine eher subversive Geisteshaltung und es ist ein wahre Freude zu sehen, wie es Florian Süssmayr gelingt, das bürgerliche Gerhard Richter-Motiv mit dem Sujet des Revoluzzers Daniel Richter zu verbinden, um dann doch typisch Süssmayr zu bleiben.
Ausstellungsdauer bis 31. Januar 2015
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 11 – 18 Uhr
Samstag 12 – 16 Uhr
Galerie Rüdiger Schöttle
Amalienstraße 41, Rgb
80799 München