Ausstellung bis 16. Juli 2016
Mit „Ahoi“, einem Signalwort aus der Seemannssprache, begrüßt Antje Zeiher die Besucher ihrer Ausstellung in der Galerie Françoise Heitsch.
Mutig und präsent in Farbigkeit und Gestus, geht von den Bildern eine Lebendigkeit aus, die den Blick des Betrachters einfängt und herausfordert. Wellen, Flaggen, Wimpel und Seile, ferne Landschaften deuten sich in den oft großformatigen Arbeiten an, ohne diese abzubilden. Es ist ein Spiel mit Form und Nicht-Form, welches sich einer eindeutigen Zuordnung entzieht.
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 14 – 19 Uhr | Samstag 12 – 16 Uhr
Galerie Francoise Heitsch, Amalienstrasse 19, 80333 München
Auch die Titel der Bilder sind, sofern vorhanden, bewusst offen gehalten, sie sind – Antje Zeihers künstlerischem Prozess folgend – nach der Fertigstellung entstanden. Am Anfang dieses Prozesses stehen nicht eine Idee vom fertigen Bild oder die Abstraktion eines realen Gegenstandes, die Ideen des einzelnen Bildes entwickeln sich erst durch den Arbeitsprozess.
Ausgehend von einem neuen Format, einer Farbe oder der Erinnerung an ein Fundstück wie z.B. die eigenwillige Musterkombination des Trikots eines Rennradfahrers, baut Antje Zeiher das Bild Schicht um Schicht auf. Sie folgt dabei ihrer Intuition und dem Spiel mit Assoziationen, Andeutungen und Erinnerungen, die im Flow des Schaffens, einem Traum ähnlich, einfließen.
Einige Bilder wirken, als wollte sie das Stoffliche der Webkunst ins Bild integrieren, wie Flaggen imaginärer Länder. Andere lassen mit breiten Balken, ihren graphischen Akzenten und den stark kontrastierenden Farben an Graffiti denken. Linien, die den Körpern und Figuren folgen, geben diesen, wie Speedlines im Comic, den Anschein einer Bewegung durch den Raum. Als weiteres Zitat aus dem Comic finden sich Konturlinien, die leicht versetzt die Formen nur grob umreißen. Sie erzeugen ein Vibrieren und tragen zum Eindruck der Bewegung bei.
Die Malerin verwendet hochpigmentierte, wachsförmige Acrylfarbe, die widerständig im Auftrag ist und keine zufälligen Tropfen bildet, sondern bewusste Striche einfordert. Ihr malerischer Gestus ist zuweilen wild, immer dynamisch; grobe Striche bringen Spannung in den Bildraum.
Es sind die zentralen Fragen der Malerei, mit denen sie sich im Prozess auseinandersetzt, mit Ungleichgewicht, Gegensatz und Balance in Farbe, Form, Intensität, Struktur und Raum.
Bei dieser nicht immer schmerzfreien Reibung wächst das Bild organisch, entfernt sich vom Fundstück und erschließt neue Bedeutungszusammenhänge. Diese Arbeitsweise erfordert eine besondere Kühnheit, den Mut loszulassen, liebgewonnene Elemente zum Wohle des Ganzen zu überstreichen, zu zerstören, bis nur noch Spuren zurückbleiben.
Ein Schaffensprozess, der völlige Offenheit von der Künstlerin fordert, bei dem oft die sperrigsten Bilder das größte Potential entfalten und der doch im fertigen Bild erlebbar bleibt.
In ihren aktuellen Bildern öffnet sich die Künstlerin dem Gegenständlichen, ohne dabei die Vagheit und Unbestimmtheit ihrer Bilder zu verlieren. Ihre Arbeit ist ein Flirt mit dem Gegenständlichen, ein Spiel mit dem Objekt und seinen Assoziationen, in dem sich ein feiner Humor zeigt, welcher die Realität unserer Wahrnehmung hinterfragt. ( Text Merle Koch )